Klimawandel, Rohstoffboom und Nachhaltigkeitsversprechen treiben die Debatte um Energie- und Mobilitätswende an. Aufgrund der globalen Klimakrise soll der Anteil der erneuerbaren Energien in Europa bis 2035 auf mindestens 40 Prozent steigen, CO2-emittierende Autos werden nicht mehr zugelassen.
Mit der Elektrifizierung des Mobilitätssektors steigt der Bedarf nach Rohstoffen, die für E-Auto-Batterien notwendig sind: Kobalt, Lithium & Co sind gefragt wie nie. Doch woher kommen die »kritischen« Rohstoffe für all die Batterien, für Akkus, Windräder und Solaranlagen, die benötigt werden?
In der EU und den USA wird die Abhängigkeit von Importen »kritischer« Rohstoffe und »grüner« Technologien aus China häufig als geopolitische Bedrohung empfunden. Und was in Europa als ‚grün‘ bezeichnet wird, sieht in der Förderpraxis in den Ländern des Globalen Südens oft anders aus. Der Rohstoffrausch könnte wieder einmal zu einem Kreislauf aus Exportabhängigkeit, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen führen. In vielen afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern werden Förderkapazitäten erhöht, zum Beispiel in der DR Kongo für Kobalt und Kupfer und in Indonesien, Namibia oder Simbabwe für Lithium, Nickel, Kupfer. Arbeitsunrecht, Umweltverschmutzung und Steuervermeidung bleiben aktuell.
Der Wettlauf um kritische Rohstoffe und die Vision globaler Energiegerechtigkeit scheinen schwer vereinbar. Lokale Aktivist*innen kritisieren vielerorts postkoloniale Muster der Plünderung – verhandelt unter dem Schlagwort »grüner Kolonialismus«. Was kurzfristig als Chance für ein entrinnen aus der wirtschaftlichen Misere gesehen wird, könnte sich langfristig als Bumerang für Klima, Mensch und Natur erweisen.
In unserem Dossier fragen wir, wie die steigende Nachfrage die Verhältnisse in den rohstoffreichen Ländern des Globalen Südens verändert. Mit welchen Kosten ist sie verbunden? Unsere Autor*innen fühlen in dem Dossier der schönen neuen Rohstoffwelt auf den Zahn.
eure iz3w redaktion
Abbauen und Abliefern
In der DR Kongo profitieren wenige vom Reichtum an Kobalt
Creuseurs (Gräber) legen die Tunnel in Handarbeit an. Kobaltmine Glencore, Kolwezi | Foto: Fairphone | CC BY-NC 2.0
Die Demokratische Republik Kongo hat die größten Kobaltvorkommen weltweit. Bei der Bevölkerung kommt von diesem potentiellen Reichtum kaum etwas an. Das hat auch welthandelspolitische Gründe: In den 1970er-Jahren wurden Versuche, auf UN-Ebene mit einer sogenannten New International Economic Order die Beziehungen zwischen Nord und Süd gerechter zu gestalten, abgeschmettert.
Rückschau
»Warum ist mein Lohn in Deutschland geblieben?«
Zeitzeugengespräch mit David Macou, ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik"Warum ist mein Lohn in Deutschland geblieben?"
Zwischen 1979 und 1991 migrierten rund 17.000 Menschen aus Mosambik in die DDR. Einer von ihnen ist David Macou. Er arbeitete als Schweißer und Schlosser im Braunkohlebergbau in der Lausitz. 1991 erlebte er die rassistischen Ausschreitungen von Hoyerswerda mit.
Aus migrantischer und PoC-Perspektive berichtet er über das Leben in der DDR, über die große Umbruchzeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung und vom Kampf um Entschädigung und Anerkennung in Mosambik und der Bundesrepublik. Macou, sonst wohnhaft in Maputo, ist derzeit auf Deutschlandreise. Freiburg ist sein einziger Stopp in Süddeutschland. Das Zeitzeugengespräch führte Kathi King vom iz3w.