Wo liegt eigentlich der Schlüssel, um globale Versprechen zum Schutz des Klimas in realen und durchsetzbaren Klimaschutz auf lokaler Ebene umzusetzen?
Das mögen sich aktuell alle fragen, die dem Weltklimagipfel immer weniger an wirksamer Klimapolitik zutrauen, während Kriege und steigende Temperaturen weltweit Lebensmittelpreise in die Höhe und Menschen in die Flucht treiben. Mancherorts greift beides ineinander.
Weltweit sind rund 400 große Klimaklagen anhängig, vielleicht ist das ein Weg? Auch das Recht auf freie Meinungsäußerung oder Pressefreiheit war und ist nur zu haben, indem es immer wieder eingeklagt wird. Letztes Jahr waren weltweit rund 2.200 Klimaklagen verhandelt worden. Aktuell soll der Internationale Strafgerichtshof klären, welche staatlichen Verpflichtungen bestehen, um die Schäden für Mensch und Umwelt durch den Klimawandel zu begrenzen. Und er soll klären, welche rechtlichen Folgen es hat, wenn die Staaten dies nicht tun.
Während die Klimaunterhändler*innen in Dubai daran feilen, den für das Klima und den Frieden unverzichtbaren Ausstieg aus den Fossilen ein weiteres Mal hinauszuzögern, laufen weltweit Proteste gegen die Fossilindustrie und staatliche Subventionen, gegen Tiefseebergbau im Pazifik, das Verschiffen von Gas, Erdöl und Kohle, zum Beispiel auf den Philippinen. Die im fossilen Business tätigen Unternehmen tragen meist keinerlei Kosten für die Klimafinanzierung, weder für die Anpassung noch für die Schäden und Verluste. Das wollen viele ändern und fordern die Besteuerung der fossilen Wirtschaft. Doch ist diese einklagbar? Das wird sich zeigen. Sicher ist: Gekämpft wird an vielen Fronten, nicht nur in den schicken Verhandlungsräumen der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate.
Auch wir erwarten von der Klimakonferenz in Dubai angesichts der dortigen Präsenz der Öllobby keine rettenden Schritte. Als Medienprojekt berichten wir lieber über die vielen, die es nicht lassen, an lokalen Schauplätzen für ihr Recht auf ein besseres Klima beharrlich zu kämpfen oder gerichtlich gegen Klimaverschmutzung, Landraub und den Klau der Zukunft vorzugehen.
Im kommenden Jahr allerdings starten wir den südnordfunk #116 mit einem anderen Thema: Es wird um den Kampf um Gerechtigkeit in Kolumbien gehen und um die Rolle des konstruktiven Journalismus in der Friedensarbeit. Kommt gut durch den Dezember und genießt jede Schneeflocke,
euer südnordfunk-Team im iz3w
In diesem Newsletter: Interview mit Mithika Mwenda von der Panafrican Climate Justice Alliance (PACJA) über Klimafinanzierung | Kumi Naidooi über Klimaaktivismus | Ariana Kana und Paul Maquet über den Bergbau in Peru | Sylvia Holzhäuer-Ruprecht über koloniale Narrative in der Klimakrise
Einstündige Sendung hören
Die Magazinbeiträge
Mithika Mwenda, Direktor der Panafrican Climate Justice Alliance (PACJA) in seinem Büro im November 2023 | Foto: David Ehl
Interview
Mithika Mwenda, Direktor der Panafrican Climate Justice Alliance
Die Weltklimakonferenz in Dubai steht unter dem Motto der weltweiten Bestandsaufnahme. Ein Streitpunkt: Geld für Klimaschutz und Anpassung. Mithika Mwenda, Direktor der Panafrican Climate Justice Alliance, sagt: Länder des Globalen Nordens müssen mehr Geld bereitstellen, insbesondere für Klimaanpassung. Seine Organisation vertritt über 100 Organisation aus 51 Ländern. Kurz vor der Konferenz beantwortet Mwenda unserer Kollegin Antonia Vangelista, welche Forderungen und Erwartungen seine Delegation im Gepäck hat.
Interview
Kumi Naidoo zum Klimagipfel, Klimaaktivismus, Aktionskunst und zivilen Ungehorsam
Als Klimaaktivist, ehemaliger Chef von Greenpeace und Amnesty international sowie Direktor des Startups African Civil Society Initiative stellte Kumi Naidoo sowohl Menschenrechte als auch Umweltfragen über Jahre ins Zentrum seines Aktivismus. Derzeit konzentriert er sich darauf, politische Aktionskunst als Kommunikationsmittel voranzubringen. Der südnordfunk sprach mit dem südafrikanischen Rechts- und Politikwissenschaftler über Klimakommunikation und zivilen Ungehorsam.
Interview
Ariana Kana hat die Auswirkungen des Bergbaus in der peruanischen Provinz Espinosa am eigenen Leib erlebt. Sie weiß, was es heißt, wenn das Wasser mit giftigen Schwermetallen kontaminiert ist. Inzwischen engagiert sich die Umweltaktivistin in der Plataforma Nacional de Afectados y Afectadas por Metales Tóxicos (Nationale Plattform für die von giftigen Schwermetallen Betroffenen) in Peru und ist als Gemeinderätin politisch aktiv. Gemeinsam mit Paul Maquet von der Organisation CooperAccion besuchte sie Ende November die informationsstelle Peru e.V. in Freiburg. CooperAccion arbeitet mit Indigenen Gemeinden, die von Umweltverschmutzung betroffen sind. Im Interview mit dem südnordfunk erläutern die beiden, wie der Bergbau – entgegen aller Versprechungen – weder Fortschritt noch Arbeitsplätze brachte. Landvertreibungen und Umsiedlungen drohen. Auch benennen sie den Ressourcenhunger der EU, der den Kupferabbau in Peru befördert.
Interview
Der Klimawandel und seine Auswirkungen zeigen sich zum Beispiel in der Flucht von Menschen vor Überschwemmungen - so aktuell auch in Somalia. In den Medien wird dabei die Abhängigkeit ärmerer Länder vom Geld der Industriestaaten betont, ohne die Menschen in den Industriestaaten als Verursacher des Klimawandels zu benennen. So machen die Bilder von fliehenden Menschen und die Spendenaufrufe unsichtbar, dass eigentlich die europäischen Länder von den Ressourcen des Globalen Südens abhängig sind. Ohne sie werden sie keine Energiewende schaffen. Im Interview erläutert die entwicklungspolitische Bildungsreferentin Sylvia Holzhäuer-Ruprecht, warum koloniale Narrative in der Klimakrise noch machtvoll wirken – und wie Migration und Klimaflucht zusammenhängen.
»Mit Nazis gegen Juden«
Audio zum Vortrag von Karl Rössel
Millionen Menschen aus allen Kontinenten kämpften im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten gegen die faschistischen Achsenmächte. In manchen Ländern sympathisierten Politiker und Teile der Bevölkerung jedoch mit den Nazis und ihren Verbündeten – insbesondere im Nahen Osten. Keiner von ihnen wurde nach 1945 jemals zur Rechenschaft gezogen. Den Vernichtungskampf »gegen die Juden«, den sie an der Seite der Nazis begonnen hatten, konnten sie somit in den Kriegen gegen Israel unvermindert weiterführen. Die Hamas setzt diese Tradition fort.
Der Vortrag von Karl Rössel, recherche international e.V. (Köln), kann ab sofort bei uns nachgehört werden.
In eigener Sache